Robert Krainhöfner

Anlass Bauhaus 2009

















Ausstellung – Anlass Bauhaus – eine Selbstbefragung des Verbandes Bildender Künstler Thüringen e.V.


Für mich besteht das Erbe des Bauhauses in der veränderten Umgangsweise und Sichtweise mit allen kulturellen Fragen. Es gab die Chance der Auseinandersetzung in einer Institution mit all ihren Vor- und Nachteilen bzw. Schwierigkeiten. Sie vereinte jedoch verschiedene Strömungen auf der Suche nach grundsätzlicher Wahrheit, Einfachheit und Glaubwürdigkeit und dem sozialen Anliegen der Gerechtigkeit. Deutlich machte dies für mich die Herangehensweise von Josef Albers im Vorkurs des Bauhauses. Tom Wolfe beschreibt in seinem Buch „Mit dem Bauhaus leben“, wie Josef Albers in seinem Papierkurs von der Seele des Materials spricht und daraufhin die Entwürfe seiner Studenten prüft. Ich empfinde diese Herangehensweise nicht als rückblickendes Erbe, sondern als begonnenes Erbe, welches in unserer Zeit immer wichtiger zu werden scheint, wenn wir zwischen Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden wollen. Zum Einen in der Pädagogik wie bei Albers zum Anderen auch für die eigene künstlerische Arbeit.
Max Bill, der als Schüler am Bauhaus Dessau war, hat mit seinen Arbeiten die Konkrete Kunst mitbegründet und entscheidend weiter formuliert. Seine Denkweise, Regeln für die Arbeit aufzustellen und die Arbeiten so zu benennen, ist mir sehr vertraut.

Für die Ausstellung realisierte ich eine meiner aktuellen Arbeiten, „Kreisring – verdreht und gesteckt“, bei welcher ich einen Zusammenhang zu den Arbeiten von Max Bill erkenne sowie einen Bezug zum Ausstellungsort (Umformtechnik Erfurt) sehe.
Der Ausgangspunkt dieser Arbeit war ein Kreisring aus 40 mm Stahlblech von einem Durchmesser von 2,50 m. Dieser wurde einmal radial aufgeschnitten, an den offenen Stellen eingeschnitten und dann um ca. 60° verdreht wieder zusammengesteckt. Die Assoziation mit einer zweckentfremdeten Unterlegscheibe oder einem Federring ist sofort zu erkennen, wird beim Überprüfen des Nutzens aber gleich wieder verworfen. Die durch die Verspannung entstehende Verformung ist nur in diesem Material möglich und für den Betrachter nachvollziehbar. Die einfache Form des Kreisringes und die einfache Verdrehung um 60° lassen eine Skulptur entstehen, die in den Raum greift und diesen sichtbar bzw. spürbar werden lässt. Fläche und Raum sowie deren Prozess der Veränderung sind das Thema, welche die pure Materialität spüren lässt.